In Textur verstrickt
Catrina Sonderegger, 16.09.2016
Im vorliegenden Resumée soll das Werk von Vera Rothamel (*1957) näher erläutert und erklärt werden. Die Künstlerin ist aktuell in der TART ZÜRICH in der Ausstellung „In Textur verstrickt“ vertreten und präsentiert neue Arbeiten, die alle etwas gemein haben, tief in Textur zu greifen. Was uns, die TART Zürich besonders freut, ist dass die Künstlerin nebst den noch nie in Zürich gezeigten Tafelbildern (siehe Abb. im Anhang) auch experimentelle Lithografien in einer installativen, raumeingreifenden Arbeit zeigt. Diese malerische Üppigkeit ist zwar immer noch da, dennoch zeigt oder wirkt sie viel reduzierter. Vera Rothamel lässt Durchsichtigkeit und Undurchsichtigkeit gegeneinander spielen, als Betrachter ist man versucht, diesen transitorischen Moment aufzuhalten, einzufrieren und ihn für einen Moment stehen zu lassen. Schnell stellt man beim Betrachten der Arbeiten aber fest, dass genau aus dieser Widersprüchlichkeit und Verwirrung die Arbeiten ihren Glanz ziehen. Bewegt, niemals statisch geht Vera Rothamels Malerei dem Denken voraus, ihr Hauptgegner ist ganz klar die Langeweile. Vom Farbstich getroffen, von Formen geprägt, von fliessenden Farberuptionen gefesselt, brennen sich immer neue Pfade ins Bewusstsein, man will sie greifen und festhalten, weil sie erzählen und erinnern. Sie pflanzt flüchtige Spuren, Assoziationen und fragmentarische Augenblicke auf die Leinwand. Ungegenständliches wird figurativ oder versucht es zumindest nachzuahmen. Immer wieder setzt sie neue Zeichen, Zeichen die Andeutungen und Metaphern hervorrufen. Den Betrachter wirft sie dabei stets zurück, weil dieser irritiert ist, ob nun Struktur, Nachahmung oder doch Hierbei geht es ihr aber nicht nur um die unendliche Palette von Farben an sich, es geht ihr vielmehr um eine Auflösung von Raum und die gleichzeitige Herstellung von neuen räumlichen Illusionen. Dies kommt auch in der Wandinstallation „Spiel Satz“ zum Ausdruck. Es sind die repetitiven Motive, die vermeintlich gleichen Farben, die Aneinander-reihung und das Erkennen eines Musters, die neue Ebenen öffnen. Auch die bemalte Folie, die das Schaufenster der Galerie bespielt verbindet Raumebenen miteinander. Das Innen wird zum Aussen. Von der Oberfläche des Gesehenen, wandert der Blick durch Farbüberlagerungen und Variationen immer wieder in tiefere Strukturen und macht ihre Malerei zum unkontrollierbaren Sinnerlebnis. Die Künstlerin zeigt „In Textur verstrickt“ auch noch nie in Zürich ausgestellte Tafelbilder von 2013. Durch die Kombination solcher Tafelbilder mit Lithografien und ihrer installativen Präsentation beweist Vera Rothamel einmal mehr, dass Malerei unmittelbar ist und als simpler instinktiver Impuls wahrgenommen werden kann. Die gezeigten Lithografien sind experimentelle und spielerische Unikate, die keineswegs ordnende, kategorisierte und festgesetzte Strukturebenen beibehalten, vielmehr kreiert die Künstlerin auch hier immer wieder neue Räume – vibrierende Farbräume – die in die Textur greifen. Es sind transparente Flächen und fliessende fast rhytmische Farbadern, die stets neue Konturen bilden. Die Ausstellung „In Textur verstrickt“ soll aufzeigen, dass Malerei, nicht nur als „klassische Malerei“ verstanden werden muss oder wie wir sie immer noch zu begreifen versuchen. Durch ihre raumeingreifende und in die Tiefe der Textur verstrickte Malerei lässt die Künstlerin einen Zustand einer intuitiven Wahrnehmung entstehen, der nicht nur die Ansprüche erfüllt, eine perfekte Nachahmung zu sein, oder erkennbare Darstellungsformen aufzuweisen versucht, sondern erlebt werden soll.